Koordinaten des "Papa Joe’s" am Alter Markt machten aus uns ein „WIR“

coordimates hat EUCH gefragt: Welcher ist euer Lieblingsort und warum? Wir haben tolle Geschichten von euch bekommen, die erklären, welche Koordinaten euch viel bedeuten. Eine davon hat unser Herz ganz besonders berührt...

 

Es gibt tatsächlich eine Geschichte, die vor knapp 13 Jahren begonnen hat.
Im Sommer 2010 hatte ich mich mit ein paar Arbeitskollegen verabredet. Ich wohnte damals in Düsseldorf und arbeitete auch dort in einem großen Konzern. Dennoch entschieden wir uns dafür, an diesem Abend zur Abwechslung mal in Köln auszugehen.
Unsere Gruppe war bunt gemischt und bestand aus Mädels und Jungs, die sich allesamt während der Arbeit kennengelernt hatten. Ich war derjenige, der zuletzt zur Gruppe gestoßen war. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass die Mädels Teil einer größeren Mädels-Clique waren.
Diese hatten zuvor gemeinsam in einer anderen Konzerngesellschaft zusammengearbeitet. Unter ihnen war meine heutige Frau A., die ich allerdings noch nicht kannte. Das sollte sich bald ändern…
Die Kollegin, die uns beide kannte, hatte von Anfang an geplant, uns beide an diesem Abend zu verkuppeln. Im Gegensatz zu mir wusste meine Frau damals, dass ich mit Kollegen an besagtem Abend ebenfalls in Köln sein würde. Ich wurde ihr zuvor auf dem Konzerngelände auch schon aus der Ferne gezeigt.
Kurz vor der Abfahrt erwähnte mein Kollege an diesem Tag nebenbei, dass wir noch ein paar andere Kolleginnen aus früheren Zeiten dort treffen würden. Die seien alle total nett und ich käme bestimmt mit allen gut klar.
 
Ich weiß es noch genau - es war ein herrlicher Sommertag – der 23. Juli 2010. Ich fuhr mit einem Arbeitskollegen zusammen nach Bonn zu einem weiteren Arbeitskollegen, bei dem wir auch übernachten würden. Zu dritt fuhren wir mit dem Zug in die Kölner Innenstadt. Wir trafen dort auf die besagte Mädels-Clique. Von den fünf Mädels kannte ich nur eine, die zu dem Zeitpunkt bereits meine Arbeitskollegin war.
Wetter, Stimmung und die Umgebung in der Kölner Innenstadt führten dazu, dass wir von Kneipe zu Brauhaus zu Kneipe etc. weiterzogen. Diese kleinen Kölsch-Kränze und das Anschreiben mit Strichen auf Bierdeckeln ist wirklich verheerend…
Von Beginn an haben wir uns alle gut verstanden, die Stimmung war gelöst. Mit der Zeit fiel mir EINE immer wieder besonders auf: A. Sie arbeitete in einer anderen Konzerngesellschaft, jedoch stellte sich heraus, dass unsere Büros lediglich 200 Meter voneinander entfernt waren. Mir fiel gar nicht auf, dass der Rest immer wieder darauf achtete, dass wir mal allein zu zweit waren. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt… A. und ich unterhielten uns prächtig, lachten viel zusammen und stießen immer wieder miteinander an.
Und plötzlich - ohne große Vorwarnung - fragte sie ganz nebenbei: „Du bist also auch Single, richtig?“ Ich nickte und verlor mich umgehend wieder in ihren Augen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir im Papa Joe’s, mitten in der Kölner Altstadt. Auf dem Schild stand „Die Erlebnisgastronomie in der Kölner Altstadt“. Und das sollte sich in naher Zukunft bewahrheiten…
 
Es wurde immer später, die Stimmung immer gelöster. Wir zogen als Gruppe noch ein paar Mal weiter. Zwischendrin verabschiedete sich meine Kollegin, die maßgeblich an der Planung dieses Abends beteiligt war. Als sie ging, zwinkerte sie mir mit einem breiten Grinsen zu. Irgendwann ging ich für uns alle Getränke holen. Als ich wiederkam, waren drei weitere Mädels weg. Sie hätten sich gerade verabschiedet und müssten sich beeilen, um den Zug nach Düsseldorf zu bekommen. Nur A. stand noch mit meinen beiden Kollegen dort. Als ich fragte, ob sie nicht mit den anderen hätte heimfahren sollen, sagte sie mir, dass es eigentlich der Plan gewesen sei und sie nun nicht genau wisse, wie und wann sie nach Hause komme. Mein Gastgeber aus Bonn winkte ab. Das sei kein Problem, er habe genug Platz.
Nun waren wir noch zu viert, als wir in einem Club ankamen, der unsere letzte Station sein sollte. Nach zwei weiteren Drinks setzte die kollektive Müdigkeit ein. Wir fuhren mit einem Taxi nach Bonn. Dort angekommen legte der Gastgeber direkt fest, dass er und der andere Kollege auf der Couch im Wohnzimmer schlafen würden. Ich könne mir ja mit meiner neuen Bekanntschaft das Bett teilen. Es sei mehr als genug Platz da, um einfach nebeneinander zu schlafen. Und es sei ja auch nur für ein paar Stunden...
 
Was soll ich sagen? Fragt mich nicht nach einer Uhrzeit, aber seitdem wir beiden uns von den Jungs in Richtung Bett verabschiedeten, sind wir ein Paar. Am nächsten Morgen nahm ich sie mit nach Düsseldorf und wir tauschten noch ganz klassisch unsere Handynummern aus. Von da an erschufen wir während der Arbeitszeit Gelegenheiten und Anlässe, um uns zu sehen. Und wenn es nur für eine gemeinsame fünfminütige Raucherpause war. Noch im gleichen Jahr, im späten Herbst 2010, zogen wir nach knapp vier Monaten zusammen. Im September 2013 heirateten wir standesamtlich und im darauffolgenden Juli, fast auf den Tag genau vier Jahre nach diesem denkwürdigen Abend in Köln, fand die kirchliche Hochzeit statt.
 
Wir kennen uns nun knapp 13 Jahre und sind seit neuneinhalb Jahren verheiratet. Noch heute lachen wir, wenn wir auf neue Leute treffen und die typische Frage gestellt bekommen, wie wir uns denn kennengelernt haben. Es gibt wahrscheinlich romantischere Geschichten als unsere, die einer eiskalt berechneten Kuppelei im Rahmen einer Partytour durch die Kölner Altstadt. Von uns gibt es also keine schicken Instagram Fotos bei einem Candlelight-Dinner oder einem Date im Restaurant , Kino o. ä. Die wenigen Fotos von diesem Abend sind eher verwackelt, aber man erkennt viele lachende und strahlende Gesichter sowie Leute mit hochgerissenen Armen und Kölschgläsern in den Händen. Und doch gibt es dieses eine Foto von unserem ersten Kuss.
Wir denken oft an diesen Abend in der Kölner Altstadt und die Strippenzieher zurück, die allesamt Bescheid wussten. Letztlich sind es die Koordinaten des Papa Joe’s am Alten Markt, an denen aus „ihr“ und „mir“ ein neues „wir“ wurde.
 
Und deswegen war ich total begeistert, als ich auf eure Homepage gestoßen bin. Ich habe meiner Frau zu Weihnachten einen Hoodie mit unseren Koordinaten geschickt. Es hat nicht lange gedauert, bis sie es erraten hat. Sie hat sich sehr darüber gefreut und sogar feuchte Augen bekommen.
 
D.